Am 02.04.2017 in Freiburg wollte ich mal wieder einen Marathon laufen. Es war erst mein zweiter Wettkampf auf dieser Distanz und ich habe diesmal einiges anders gemacht als beim ersten Lauf im Jahr 2014.
Die Vorbereitung dazu habe ich schon in einem extra Bericht zusammengefasst, daher möchte ich auch gar nicht weiter darauf eingehen. Wer möchte, kann ihn ja lesen.
Der Plan, überhaupt diesen Marathon zu laufen, entstand übrigens schon lange vor diesem Tag. In den letzten zwei Jahren hatte Rennkrümel versucht, den Halbmarathon unter zwei Stunden zu laufen, was sie leider nicht schaffte. Es war ihr großes Ziel und zugegeben, im Nachhinein betrachtet hatte ich gleich nach ihrem Einstieg ins Team eine völlig falsche Taktik angewandt. Das Training war vielleicht nicht schlecht, aber es war für sie nicht passend. Wir haben das gemacht, was viele Läufer und Läuferinnen falsch machen: wir waren immer zu schnell unterwegs. Ich möchte nicht behaupten, dass es nicht auch so irgendwann geklappt hätte, aber effektiv war das eben nicht. Daher sollte das bei diesem Training anders laufen und wie ihr im Marathonbericht vielleicht gelesen habt, ist es ihr so gut gelungen, dass ich selbst überrascht war!
Mein Ziel war es diesmal, sie wieder auf der HM-Distanz mit Oli zu begleiten, gleichzeitig wollte ich aber auch eine neue Marathonzeit in meiner Historie verewigen.
Also was tat ich? Ich schmiedete einen Plan, der beides beinhaltete.
Ich bastelte einen Ablauf vom 1. bis zum 42. Kilometer. Die erste Runde war auf 1:59:14 Std. angesetzt. Schon vorher stand auch fest, dass wir durchgehend die selbe Pace laufen wollten. Entweder es klappt oder es klappt nicht. Auf der zweiten Runde wollte ich dann versuchen, meine bisherige Marathonbestzeit von 3:56:25 Std. zu verbessern. Das bedeutete, ich hätte die Pace von 5:40 min/km der ersten Runde auf 5:20 min/min anheben müssen, damit ich bei etwa 3:54 Std. über die Linie laufen könnte. Das traute ich mir durchaus zu, auch wenn ich die Distanz zwischen dem 32. und 42. Kilometer nicht einschätzen oder gar berechnen konnte.
Nach dem Start fühlten wir bereits nach den ersten Kilometern, dass es doch ein etwas schwereres Rennen wird, denn die Sonne kam heraus und es war sofort ziemlich warm. Wir hielten aber an der Geschwindigkeit fest und ich machte Alex und Oli bei fast jedem Kilometer Mut, denn wir lagen immer sehr gut in der Zeit! Die ersten 10 Kilometer erreichten wir bereits nach 55:35 Minuten (V800), obwohl wir bis dahin 56:46 Minuten Zeit hatten. Die darauf folgenden Kilometer verliefen noch besser, denn wir wurden schneller! Alex war sehr gut drauf und beim 15. Kilometer stand meine Uhr auf 1:22:27 Std., gebraucht hätten wir aber “nur” 1:25:10 Std., um im grünen Bereich zu liegen.
Kurz danach äußerte Alex, dass sie das Gefühl hätte demnächst einzubrechen. Ich sagte ihr, dass wir es gleich geschafft haben, denn es sind nur noch 5 Kilometer und wir liegen so gut im Rennen, dass wir fast über die Linie gehen könnten. Ich sagte ihr auch, dass wir ruhig etwas langsamer machen könnten, denn wir haben die Zeit.
Ich bin ja nun schon einige Wettkämpfe an ihrer Seite gelaufen und es war mir klar, dass sie nicht langsamer machen würde. Nein, stattdessen legte sie noch einmal nach! Soviel mal zum Thema “Ich brech’ gleich ein!”.
Während wir von Kilometer 1 bis 15 mit Pace 5:30 min/km unterwegs waren, lag die Pace danach bis ins Ziel bei 5:27 min/km! Die Daten stammen von der Aufzeichnung meiner V800, daher können geringe Abweichungen möglich sein – das aber nur nebenbei.
Kurz vor dem Ziel verabschiedete ich mich von ihr und wünschte ihr einen schönen Zieleinlauf! Für mich ging es nun auf die zweite Runde…
Runde 2
Die erste Runde konnte ich tatsächlich mit einem Pulsdurchschnitt von 132 Schlägen abschließen, was noch im Bereich der Fettverbrennung lag. Ich wollte dennoch vorsichtig sein und hob das Tempo bis zum 30. Kilometer nur leicht auf etwa 5:15 min/km an.
Ich fühlte mich verdammt gut und beschleunigte bis zum Kilometer 32 weiter auf Pace 5:05 min/km um zu erfahren, ob mir diese Pace möglich war. Mir war klar, dass die Strecke ab dem 32. Kilometer eigentlich nur noch bergab gehen würde und ich lag schon vier Minuten unter meiner Bestzeit, aber ich war mir sehr wohl bewusst, dass das Rennen erst nach 32 Kilometern beginnt. Die fiesen 10 Kilometer, die einen komplett zerbröseln können. Kommt der Hammer oder kommt er nicht? Ich dachte mir, wie groß müsste dieser Hammer des Mannes sein, der mich aufhalten will?
Also sagte ich mir: Alex, jetzt ist der Moment gekommen! Alles oder nichts!
Was ich damit sagen will ist, dass ich die letzten 10 Kilometer volles Risiko gegangen bin. Eigentlich für Marathonläufer eher der Moment darüber nachzudenken, wie man das Rennen ohne Schmerzen beenden könnte, weil man zu viel riskiert oder zu schnell gestartet ist.
Ich hatte aber noch so viel Druck im Kessel, dass ich die letzten 10 Kilometer in sage und schreibe 47 Minuten gelaufen bin!
Ich überlegte auf den letzten 3 Kilometern, wann ich den totalen Einbruch erleiden würde, aber der kam nicht. So konnte ich also immer weiter den Puls in die Höhe treiben und flog auf diesem letzten Teilstück mit durchschnittlich Pace 4:38 min/km durch die Straßen.
Sehr gefreut habe ich mich über zwei kurzfristige Pacemaker, die mich kurz vor dem 39. Kilometer überraschten und jeweils ein kurzes Stück mitgelaufen sind. Vielen Dank an Jochen (Hajo) und Michael de Witt, dank euch hab ich noch einmal einen extra Schub erhalten!
Eine weitere schöne Überraschung erhielt ich kurz nach dem 41. Kilometer von Janine und Alex, die mich noch einmal richtig anfeuerten! Ein sehr schöner Abschluss zu meinem doch sehr warmen Rennen!
Der Rekord war safe und ich flog mit einem Lachen in den Zielbereich, legte noch einen Slalomlauf hin und erreichte mein Ziel in 3:43:03 Std. 🙂
(1. Runde 1:57:14 Std., 2. Runde 1:45:49 Std.)
Jetzt, zwei Tage nach dem Lauf, habe ich einen ganz kleinen Muskelkater in den Oberschenkeln. Das zeigt mir, dass ich mich gut vorbereitet habe und das Rennen genau richtig gelaufen bin.
Nun kann ich damit beginnen, mir einen neuen Plan für den Berlin Marathon zu schmieden. Das kann ja ein Spaß werden! 🙂
Sportliche Grüße
Alex
Haste gut gemacht…bist halt einfach ne Maschine
…und mal wieder einen schönen Bericht gezaubert ✒
Danke Alex! 🙂