Brockenlauf 2023

Der Brockenlauf: Es ist der einzige Lauf, den ich seit dem Beginn mit den Wettkämpfen 2013 jedes Mal gelaufen bin. Somit konnte ich mit Abschluss dieses Laufes meine 10. Teilnahme feiern sowie meinen 90. Wettkampf insgesamt!

Mein Weg bis ins Ziel bei diesem Lauf sollte diesmal von allen anderen Teilnahmen komplett abweichen. Das Jahr verlief, was mein Training anging, ganz anders als die Jahre zuvor. Ich könnte nun sogar sagen, eigentlich lief da gar nichts, aber das stimmt so natürlich auch nicht ganz. Allerdings waren schon die Vorbereitungen auf den Freiburger Marathon Anfang des Jahres alles andere als optimal. So wollte ich den Brockenlauf auf gar keinen Fall erleben und versuchte zumindest etwas Härte in die Beine zu bekommen. Leichtsinnig wie ich aber bin, legte ich wieder mal mein spezielles Minimalprinzip an den Tag. Dazu kam noch, dass ich mich etwas mehr auf Krafttraining konzentrierte, was mit dem Lauftraining (zumindest bei mir) so gar nicht kompatibel war bzw. ist.

Hintergrund war eine stabile Gewichtsreduktion, ohne jedoch folglich wie ein Hering auszusehen. Das heißt, ich wollte den Oberkörper etwas muskulöser gestalten, während ich nebenbei einiges an Fett vernichtete. Ich habe ja das Glück, dass das Fett überall verteilt ist, so geht das überall relativ gleichmäßig weg. Der Nachteil ist allerdings, dass ich ab einer bestimmten Gewichtsgrenze schnell sehr dünn aussehe. Dem wollte ich entgegensteuern. Das läuft auch immer noch ganz gut, auch wenn es nicht ganz so schnell ging wie ich dachte. Das wiederum lag aber an den herrlichen Wochenenden, die ich mit Oli verbrachte und wir das ein oder andere Getränk und ordentlich übelst leckere Lebensmittel vernichteten.

Und auch wenn ich unter der Woche generell weitgehend diszipliniert die Ernährung beachte, so hämmert das Wochenende manchmal sogar mehrtätig komplett auf den Körper. Logisch, dass das nicht alles so optimal ist, zumal ich durch diese irren Temperaturen von weit über 30°C hier im Süden Deutschlands lieber am Pool liege als Trainingsläufe zu absolvieren. Jetzt könnte man natürlich die Augenbraue hochziehen und sagen, dass war bei ihm aber auch mal besser bzw. anders. Stimmt!

Diese Krafttrainings belasteten mich so, dass ich für das Laufen gar keine richtige Kraft mehr aufbrachte. Klar, so ein 10er geht ja immer, aber was längere Strecken anging, so bin ich im ganzen Jahr wirklich nur geschmeidig unterwegs gewesen.

Damit das auch mal richtig deutlich wird, möchte ich es mal kurz darstellen:
Ich bin in diesem Jahr vier mal die Halbmarathondistanz gelaufen. Am 01.03., 05.03., 11.03. und am 06.08., dazu noch der Marathon am 26.03.2023. Alle anderen 63 Läufe waren zwischen 10 bis 15 Kilometer lang. Die Distanzen im Monat lagen auch weit unter dem, was ich sonst mit meinen Laufschuhen mache, nämlich oft mehr als die Hälfte weniger. Sprich wenn ich sonst so 200 Kilometer im Monat herumlief, so waren es manchmal weit unter 100 Kilometer. Nur an zwei Monaten lag ich mit 120 bzw. 150 Kilometer darüber. Ok, ich bin noch etwas Fahrrad gefahren, aber die knapp über 500 Kilometer reißen da auch nichts raus. Zuletzt noch ein paar Wandereinheiten, die auch so um die 100 Kilometer im Monat lagen, aber das auch nur von Mai bis August. Insgesamt also ein sehr dünnes Training für einen Brockenlauf wie ich finde. Das hatte ich in einigen anderen Jahren auch schon erheblich anders und auch besser gemacht. Aber manchmal gibt es auch gewisse Geschehnisse oder auch andere Prioritäten, die das etwas anders ablaufen lassen. Und natürlich genieße ich in vollen Zügen auch das Leben, sodass bei mir ziemlich oft die 5 eine gerade Zahl war.

Ich nehme den Brockenlauf ja wirklich nie auf die leichte Schulter, man sollte schon ein wenig stabil sein, wenn man den laufen will. Ich leide auch nicht an Selbstüberschätzung, da ich mich meistens sehr präzise und realistisch einschätzen kann. Ich äußerte vor dem Lauf noch, dass ich es für möglich halte mit einer Zielzeit von etwa 2:45 Std. einlaufen könnte.

Der Tag vor dem Wettkampf war wie in den Jahren zuvor: viele Nudeln! Ich war sehr entspannt und wollte es diesmal sehr gemütlich angehen, wenn man überhaupt von Gemütlichkeit sprechen kann bei dem Brockenlauf was die Kraft angeht, die man benötigt. Ich meine damit, dass ich nicht wie sonst direkt nach dem Start bis an den Anschlag laufe, sondern etwa 30 Sekunden pro Kilometer unter dem was möglich wäre. So mal der Plan vor dem Lauf.

Am Wettkampftag ab nach Ilsenburg, wie immer war ich etwa um 8:45 Uhr dort, also etwa eine Stunde vor dem Start. Auch Torsten war wieder dabei und wir tauschten uns noch kurz aus wie denn der Lauf so werden könnte. Immer wieder schön bekannte Gesichter zu sehen.

Ich packte meine fünf Gelpackungen ein und nahm noch ein Becher Wasser zu mir und zack stand ich auch schon im Starterfeld. Diesmal wieder ganz hinten. Und dann ging es auf die Reise…

Meinen Puls beachtete ich diesmal gar nicht. Ich lief einfach wie geplant und damit richtig langsam los, bei mir war dann der erste Kilometer nach 6:30 Minuten erreicht, die folgenden drei Kilometer lagen dann bei Pace 6. Bis zum Hirtenstieg versuchte ich weiter so locker wie möglich zu laufen, was mit einer Pace 7 auch gut funktionierte. Und dann wie jedes Jahr die Wanderstrecke: der Hirtenstieg. Das Wetter war so gut, dass es schon ziemlich warm war und so gar kein Wind ging. Ich glaube es waren so 15°C da oben, was ich durchaus auch schon anders erlebte.

Nach 1:32 Std. war es dann geschafft: ich war oben! Der Körper fühlte sich relativ gut an, auch wenn ich mir sehr sicher war, dass es nach dem 20. Kilometer wieder schwer werden würde. Aber erstmal dahin kommen.

Und als ich mich dann auf den Bergabmodus eingestellt hatte, meldeten sich plötzlich meine Waden und meinten: Junge, wenn du noch etwas schneller wirst, dann machen wir dicht! Und dieses Gefühl hatte ich in den Waden tatsächlich noch nie. Um das zu beschreiben stellt man sich einfach zwei Schraubstöcke vor, die an der dicksten Stelle der Wade angesetzt und dann zugedreht werden. Schneller als Pace 4:30 bis 5 war gar nicht machbar. Ich versuchte dann etwas nachzulegen, aber sofort gab es wieder Alarm in den Waden. Und ich war zu der Zeit gerade mal beim 14. Kilometer, also fehlten noch 12!

Ich fragte mich, ob das wohl gutgehen könnte, denn die Strecke vom Eisernen Handweiser bis Schlüsie geht schon übel bergab. Ich versuchte also genau an der Schmerzgrenze zu laufen. Zugegeben, bergab ließ ich es ordentlich laufen und konnte so noch einige überholen. Allerdings wurde ich von einigen auch wieder zurücküberholt, weil die Waden sich immer mehr bemerkbar machten und mich zum bremsen zwangen. Das Gefühl war wie gegen eine Wand zu laufen, es ging ums Verrecken nicht schneller. Kreislauf ok, Laune gut – aber die Waden waren diesmal die limitierenden Bauteile. Da merkte ich wieder sehr deutlich, wie wichtig Bergtraining ist, was ich natürlich auch gar nicht gemacht habe. Wenn ich sonst 500 Meter Intervalle mehrfach bei so 10% Steigung gehämmert bin, hatte ich in diesem Jahr komplett auf Berge verzichtet. Diesen Preis bezahlte ich also grade und erreichte den 20. Kilometer nach 2:09 Std. Letztes Jahr stand die Uhr noch bei 1:57 Std.

Allerdings muss ich sagen, wenn ich die Trainings vom letzten Jahr mit diesem Jahr vergleiche, da wundert es mich, wie gut es dann trotzdem lief. Das hätte durchaus viel schlimmer sein können.

Die restlichen sechs Kilometer waren dann natürlich sehr hart. Da es immer flacher wird, hatte ich immer mehr das Gefühl dass ich immer langsamer wurde. Das war auch so, nur handelte es sich nur so um 10 bis 20 Sekunden pro Kilometer. Aber das Gefühl der Schwäche war eben so groß, dass es sich brutal anfühlte und vor allem die Waden schreiten mich an. Die letzten zwei Kilometer waren dann nochmal richtig hart. Vor mir sah ich noch ein paar Läufer und ich lief meine Pace kurz vor Wadenshutdown und überlegte noch, ob ich jetzt so kurz vor dem Ziel noch etwas nachlegen könnte. Einfach nur aus Spaß um zu sehen, was so geht. Natürlich war das nicht möglich, denn sofort meldeten die Waden an das Hirn: Nix geht!

Macht nix, so lief ich mit Pace 5 geschmeidig ins Ziel und erfreute mich an der Zielzeit von 2:40:18 Std. und war somit sogar fünf Minuten schneller als ich mich selbst eingeschätzt hatte.

Und damit hatte ich es auch geschafft: Meine 10. Teilnahme beim Brockenlauf gerockt!

Nach der Siegerehrung erfolgten dann die Ehrungen für die mehrfachen Teilnahmen, an der ich diesmal auch vertreten war. Und hier kam mir dann der Gedanke, wie viele Brockenläufe ich wohl noch laufen kann. Bis jetzt denke ich, solange mich die Beine tragen können, werde ich es wohl weiter machen. Die Nadel für die 25. Teilnahme würde ich dann kurz vor meinem eigenen Ruhestand erlaufen können, was ich schon ziemlich lustig finden würde.

Nach dem Lauf fühlte ich mich nicht so brutal hinüber wie schon das ein oder andere Mal, was ich wohl auch meinen Waden zu verdanken hatte und dem langsamen Start bis zum Gipfel. Insgesamt glaube ich, dass ich absolut alles richtig gemacht habe.

Schöne Grüße an die Startnummern 581 und 406, das wollte ich auf jeden Fall noch erwähnt haben. Man sieht sich bestimmt wieder!

Den verdienten Muskelkater hatte ich wie immer vier Tage. Allerdings nicht in den Waden sondern wie sonst auch in den Oberschenkeln. Ohne diesen Schmerz würde es auch gar keinen Spaß machen, sowas will man einfach haben.

Zum Ende meines Berichtes möchte ich noch meinen Dank an den Brockenlaufverein aussprechen, ganz besonders an Martin Dähnn, weil er mir die letzten Jahre immer die passende Startnummer zugeordnet hatte. Das war eine ganz tolle Sache!

Alle Informationen zum Brockenlauf gibt es auf der Webseite des Brockenlaufvereins www.brockenlauf.de

Sportliche Grüße und bis zum nächsten Mal
Alex

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