Schwarzwald-Marathon 2023

Die volle Distanz beim Schwarzwaldmarathon in Bräunlingen – 42,195 Kilometer Strecke bis zum Ziel!

Ein Marathon, der doch noch ziemlich Heimatnah stattfindet, denn nur etwas mehr als 50 Kilometer sind es vom Heimatort. Irgendwann wollte ich ihn mal laufen, hatte ihn aber immer wieder nach hinten geschoben. Dieses Jahr sollte es nun mal soweit sein und Alex und ich wollten ins Marathontraining einsteigen und uns zum letztmöglichen Zeitpunkt anmelden, sofern das Training gut funktionierte.

Sie führte wie schon in der Vergangenheit ein gut funktionierendes Training durch und rannte die Trainings meistens auf dem Laufband, da sie dort optimal die Pulsbereiche gut trifft. Bei mir war das ganz anders, denn schon für den Brockenlauf war ich ziemlich unpassend vorbereitet und der Abstand zwischen Brockenlauf und Marathon war ja nun auch nicht grad groß – ein wenig mehr als ein Monat. Was hätte ich da noch an Stabilität dazu gewinnen können? Auch wenn mir das alles klar war, hatten wir uns dann trotzdem angemeldet und so sollte es am Sonntag einen schönen Wettkampftag geben.

Ganz gemütlich sind wir dann am Sonntag den 08. Oktober nach Bräunlingen gefahren und haben es uns in einer noch ziemlich leeren Stadthalle gemütlich gemacht, nachdem wir unsere Startnummern abgeholt hatten. Die Zeit bis zum Start verging dann doch ziemlich schnell und nachdem wir unsere Klamotten abgegeben hatten standen wir auch schon im Starterfeld.

Gleich sollte es also losgehen – zuletzt waren wir beim Marathon Karlsruhe 2019 unterwegs, was ja schon ein paar Jahre her ist. Nun aber Bräunlingen mit ein wenig Höhenprofil mit viel Schotterpisten und schönen Waldstrecken. Das ist auf jeden Fall etwas ganz anderes als ein Stadtmarathon. Die ersten 12 Kilometer waren uns noch vom Halbmarathon bekannt und als der Startschuss kam, ging es auf die Reise. Meine Prognose war vor dem Lauf eine Ankunft nach etwa 4:45 Std. Nicht, weil ich dachte, dass Alex das nicht schneller könnte, sondern weil ich selbst einfach nicht so gut eingestellt war und vermutete, dass es für mich ziemlich hart werden würde.

Die ersten Kilometer nutzen wir um uns auf die anvisierte Pace einzustimmen, die wir dann einfach beibehalten wollten. Mit dem wissen, dass die erste Hälfte bergauf gehen würde, wollten wir mal schauen, wie gut das so bis zur Halbmarathondistanz klappen würde.

Nach wenigen Kilometern zog sich das Feld schon gut auseinander, was einem es sehr leicht macht, die eigene Pace zu laufen. Das Wetter war richtig gut mit Sonnenschein und einer angenehmen Temperatur. Uns war aber auch klar, dass es später dann ziemlich warm werden würde. Nun, bis zum 12. Kilometer kannten wir die Strecke, dann trennten sich die Halbmarathonis von den Marathonis und wir liefen nach rechts auf die Marathonstrecke.

Die Verpflegungsstationen nahmen wir immer mit und die Bergaufpassagen waren manchmal schon etwas anstrengend. Immer mit dem Gedanken, dass es nach etwa der Hälfte ja wieder bergab gehen würde wollten wir auf keinen Fall überdrehen. Denn gerade auch bergab kann es dann sehr anstrengend werden. Tatsächlich erreichten wir die Halbmarathondistanz nach etwa 2:16 Std. und waren damit ziemlich zufrieden. Wichtig war uns bei diesem Lauf aber auch nicht die Zeit, sondern einfach mal wieder ein Marathon zu laufen. Wenn sich dabei eine gute Zeit entwickeln würde, ist das natürlich immer schön.

Irgendwann, nachdem wir dann noch ein paar Anstiege erklimmen mussten, ging es dann so langsam immer schön bergab. Wir waren noch gut unterwegs und wir hatten keine Probleme mit dem Körper. Allerdings wissen wir ja, dass ein Marathon erst nach einer bestimmten Distanz beginnt, bei mir so meist nach dem 32. bis 35. Kilometer.

Ich war mir bewusst, dass dieser Moment kommen wird, denn diesen untrainierten Zustand kann man nicht weglaufen oder wegdenken. Distanzen von 20 oder 30 Kilometer stecke ich locker weg, auch mit dem Minimaltraining bzw. weil ich einfach seit sehr langer Zeit laufe, aber so eine Marathondistanz ist eben einfach anders.

Und so kam es, dass ich nach dem 35. Kilometer merkte, dass mir so langsam die Power ausblieb. Und wie schon beim Freiburg Marathon war es so, dass nicht die Muskeln limitierten, sondern der Kreislauf. Ich bin ja gern ziemlich selbstzerstörerisch und gehe sehr gern ans Limit, aber ich kenne sehr gut meine Grenzen. So krachte die Pace an dieser Stelle mal um eine Minute herunter. Heißt, anstatt Pace 6:20 km/min waren es nun 7:30 km/min. Das war auch das erste Mal bei einem Wettkampf, dass Alex zu mir sagte: Wenn du nicht mehr kannst, können wir auch gehen. Das hatte es noch nie gegeben, denn sonst sagte ich das manchmal.

Beim 38. und 39. Kilometer war das ebenfalls wieder so, dass die Pace nach unten ging, weil ich die Signale des Körpers einfach akzeptieren musste. Es war ein brutaler Kopfkampf, denn mit Willen den Körper zwingen geht nur eine bestimmte Zeit gut. Alex dagegen machte mir den Anschein, dass sie locker hätte mit der angepeilten Pace ins Ziel hätte laufen können.

Die letzten drei Kilometer hab ich dann durchgezogen, wohlwissend, dass ich dann im Ziel absolut am Ende sein würde, was dann auch so war. Man kann ja nur seine Grenzen kennen, wenn man sie auch erreicht, stimmt’s?

Die letzten paar hundert Meter eines Marathon sind immer das beste finde ich. In dieser Zeit vergesse ich alles was davor war und genieße den Zieleinlauf. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl und speziell wenn man sich durch die Strecke kämpfen musste, erhöht sich dieses Gefühl noch. Denn was bleibt ist das Erreichte!

Ich musste nach dem Zieleinlauf direkt zu den Getränkeständen und becherte alles verfügbare Flüssige in mich hinein. Ich hätte irgendwie auch direkt etwas essen sollen und normalerweise habe ich Haferriegel für solche Fälle dabei, diesmal allerdings nicht. Eines musste ich aber auch jeden Fall: mich irgendwo hinsetzen, weil sonst echt die Lichter ausgegangen wären. Der Kreislauf war komplett im Eimer. Das hatte ich in der Vergangenheit nur sehr selten, nach einem Marathon tatsächlich so noch nie. Man könnte sich die Frage stellen, warum ich dann sowas mache, aber da kann ich nur sagen: weil es einfach Spaß macht. Anders kann ich es nicht sagen.

Wir haben uns dann gemütlich zu der Gepäckaufbewahrung begeben uns unsere Sachen geholt. Alex ging dann zum duschen, ich selbst war einfach down und lag dann erstmal noch 20 Minuten herum, weil einfach nix ging. Danach bin ich dann auch noch zum Duschen, während sich Alex noch von den Profis massieren lies.

Zuletzt sind war dann nochmal in die Stadthalle gegangen wo dann schon langsam abgebaut wurde. Das bitterste war, dass wir die Siegerehrung verpasst hatten, denn Alex erreichte den 3. Platz in ihrer Altersklasse von insgesamt neun in dieser Kategorie! Das war natürlich etwas traurig woran ich aufgrund meines körperlichen Zustandes nicht ganz unschuldig war.

Insgesamt war es trotzdem ein toller Lauf mit einer anspruchsvollen und trotzdem schönen ruhigen Strecke. Sowas muss man natürlich mögen. Die Organisation des gesamten Events und auch die Verpflegungsstationen war wie immer schon beim Schwarzwaldmarathon absolut spitze! Vor allem das, was dort geboten wird was Futtermöglichkeiten angeht, ist schon sehr gut! Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht!

Zuletzt noch die Zusammenfassung des Laufes:
Nach erreichen der Halbmarathondistanz nach 2:16 Std. überquerten wir die Ziellinie nach 4:33:35 Std. Damit verpasste Alex ihre eigene Bestzeit vom Frankfurt Marathon 2017 gerade mal um 1,5 Minuten! Wenn man bedenkt, dass dazwischen sechs Jahre liegen ist das schon eine beachtliche Leistung. Wäre ich bei Kilometer 35, 37 und 38 nicht so langsam gewesen, wäre es auf jeden Fall Bestzeit gewesen. Wie schon gesagt, die Zeit spielte diesmal keine Rolle, aber schön wäre es trotzdem gewesen.

Der Rückweg führte unkompliziert bei einer Burgerfressbude vorbei, wo wir uns einen Teil der verbrannten Kalorien in den Körper stopften.

Als ich dann am Abend dann ganz gemütlich auf dem Sofa saß, gönnte ich mir einen schönen puren Whisky!

Sportliche Grüße
Alex

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