36. Mainova Frankfurt Marathon

Für Alex sollte es das Highlight es Jahres werden. Niemals hätte sie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde: Der erste Marathon!

Natürlich stand vor diesem Tag einiges an Training auf dem Plan. Und so begann sie mit dem Training… erst sollte es gar keiner mitbekommen, doch sie selbst konnte es nicht verheimlichen. Zumal auch davon auszugehen war, dass andere selbst darauf kommen, wenn man oft über drei Stunden auf dem Laufband verbringt. Soetwas macht man meines Wissens nicht ohne Grund – das riecht einfach sehr nach Marathon. 🙂

Wie das so bei Marathondebütanten so ist, prasseln von allen Seiten Tipps auf einen ein. Es sind so Aussagen wie “mach dies nicht” oder “das darfst du auf keinen Fall machen”. Dazu kommt noch, dass man sich selbst versucht schlau zu machen, was aber trotzdem nicht alle Fragezeichen beseitigt. Das liegt schlicht daran, dass jeder von uns anders ist und so kam es zuletzt kurz vor dem Wettkampf, dass sie mich auch wieder fragte wie und was sie genau machen sollte. Die Verwirrung war groß und so richtig sicher fühlte sie sich nicht.
Ich versuchte ihr die Sorgen zu nehmen, sagte ihr, dass das Training das wichtigste war, alles andere sollte sie einfach so machen wie vor dem letzten Halbmarathon. Nachdem ich von ihr so viele verschiedene Dinge gehört hatte, konnte ich die vielen Fragezeichen mit dieser einen Aussage ganz klein machen. 🙂

Die Frage, ob es tatsächlich der Frankfurter Marathon sein würde, hatte Alex lange offen gelassen. Die Anmeldung tätigte sie erst einen Tag vor Anmeldeschluss. Wichtig war ihr, dass der Name auf der Startnummer steht, sodass Nachmeldungen ausschieden.

Damit stand fest, dass wir diesen Marathon laufen!

Am Wettkampftag machten wir uns um 4 Uhr auf den Weg nach Frankfurt. Zugegeben, man hätte das durchaus auch mit einem kleinen Aufenthalt in Frankfurt verbinden können. Da ich aber das letzte halbe Jahr so oft auf der Autobahn unterwegs war und mir das Fahren selten etwas ausmacht, waren diese 280 Kilometer ein Klacks. Alex konnte sich auf der Fahrt noch schön entspannen.

Desto näher wir Frankfurt kamen, desto aufgeregter wurde sie. Auf der Fahrt hatte sie dann auch ihre erste Mahlzeit zu sich genommen. Ein Dinkelbrötchen mit Butter…

Ich fragte sie noch, ob das alles sei – sie nickte. Na gut, mir wäre das zu wenig gewesen, aber wenn es das war, was sie auch schon vor den anderen Wettkämpfen so gegessen hatte, dann wird das passen. Bloß keine Experimente, schließlich sollte sie sich wohl fühlen und auch nix anders machen.

Beim Parkhaus Rebstock angekommen, ging es anschließend mit dem Shuttlebus zum Messegelände. Recht schnell fanden wir uns zurecht und holten unsere Startnummern ab. Witzig war, dass wir die Startnummern auf der einen Seite und den Beutel auf der anderen Seite der Halle abholen mussten. Die Wege waren an diesem Tag neben dem Marathon manchmal doch etwas länger. 🙂

Wärend wir unsere Nummern ans Shirt pinnten und die ein oder andere Banane verspeisten, schielte ich mal auf die Uhr um zu schauen, wie lange es noch dauert bis wir im Startblock 6 stehen. Wir hatten viel Zeit und das war auch gut so. Wichtig an diesem Tag war, dass wir zu keinem Moment in Stress geraten, was auch nicht passierte.

Wir konnten sogar noch einmal an die frische Luft um zu schauen, wie das Wetter sich verbessert hatte. Es war tatsächlich die Sonne manchmal zu sehen, nur der Wind war recht kühl. Als wir an der Werbesäule standen und ein Foto machten, kam Melanie Bäder von der “Frankfurter Neue Presse” auf uns zu. Sie sah unsere T-Shirts und wollte ein Foto davon machen und fragte uns woher wir sind und was wir zu dem stürmischen Wind sagen. “Solange es nicht hagelt, ist alles gut” äußerte ich. Alex sagte zu ihrem ersten Marathon: “Ich bin total aufgeregt”.

Nachdem wir ein wenig später wieder in die Halle gegangen sind, begaben wir uns zur Gepäck- und Beutelabgabe. Nicht mehr lange und wir müssen zum Start!

Das Wetter wurde von Minute zu Minute besser und wir freuten uns, dass wir an unsere Sonnenbrillen gedacht hatten. Es war mittlerweile angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt, zumindest dann nicht, wenn man sich etwas bewegte. Etwa 10 Minuten vor dem Start suchten wir unseren Startplatz – ganz hinten. 🙂

Wie passend: Direkt beim Start steht der “Hammering Man”! Vielleicht etwas weit hergeholt, aber in Verbindung mit diesem Marathon könnte man auch sagen, da steht der “Mann mit dem Hammer”. Und das mit 21 Meter Höhe und 32 Tonnen Gewicht. Das Kunstwerk gilt als Symbol für die Arbeit, die Tat und auch als Symbol für die Solidarität mit allen Menschen, die arbeiten (Quelle: Wikipedia). Kurz vor dem Ziel würden wir ihn wieder sehen…

Nun waren wir aber erstmal beim Start: Alexs erster Marathon stand kurz bevor. Ich sagte zu ihr: “Jetzt ist es soweit! Gleich geht es los!”

Und es ging los! Mit großem Applaus verließen wir den Startbereich und begaben uns laufend ins Abenteuer Marathon für die nächsten 42,195 Kilometer. Dadurch, dass wir ganz hinten standen schlichen wir uns in angepasster Geschwindigkeit weiter nach vorn. Dabei lief ich am Anfang oft direkt vor ihr, weil ich Lücken besser sehen konnte.

Nach etwa 10 Minuten sagte mir Alex, dass sie etwas störendes im Schuh hätte, lief aber erstmal weiter. Kurze Zeit später äußerte sie es wieder und ich meinte, dass sie es lieber raus machen sollte, denn sonst hätte sie die restlichen 40 Kilometer etwas davon. Wer weiß, was das sonst angerichtet hätte. So hielten wir am rechten Rand an und sie befreite sich von dem kleinen Steinchen!

Auf unserer Reise durch Frankfurt sahen wir viele große Gebäude, die manchmal mit der Sonne echt klasse zur Geltung kamen. Für mich war das immer wieder ein Anlass meine GoPro zu greifen und ein paar Bilder zu schießen.

Die Strecke verlief sehr flach, bis auf ein paar Brücken, die irgendwann ein Gefühl verursachten, als würde man einen richtigen Berg hinauf laufen. Gerade bei den späteren Kilometern nahm dieses Gefühl zu. 🙂

Das ganze Rennen über hatten wir alles unter Kontrolle, vor allem natürlich Alex, da sie ganz pingelich auf ihren Puls achtete. Manchmal zog es sie zwar etwas schneller nach vorn, worauf sie sich kurze Zeit später wieder etwas bremste. Es reizt einen einfach zu sehr, wenn man beim 10. Kilometer doch so viel schneller könnte aber nicht weiß, was einem nachher erwarten könnte. Und damit erlebten wir eine schöne und entspannte Tour durch Frankfurt. Die Verpflegungsstationen waren übrigens super ausgestattet und es hatte uns an nichts gefehlt.

Langeweile kam bei uns auch nicht auf, irgendwie war immer irgendwas los. Am Streckenrand gab es oft richtige Stimmungsmacher, was uns immer wieder einen Schub verpasst hatte. Zudem steigerte es die Motivation, wenn man selbst überholen kann anstatt überholt zu werden. Und wir haben durchgehend überholt! Bis auf die manchmal zickzack laufenden Staffelläufer…

Nach 2:18:58 Std. erreichten wir die Halbmarathondistanz. Alex ging es richtig gut und irgendwann fragte sie mich, ab wann wir denn vielleicht mal etwas schneller laufen könnten, ohne dass sie Gefahr läuft am Ende einzubrechen. Hmmm, ich hatte irgendwie das Gefühl, sie hatte sich selbst den Sicherungsmodus auferlegt um einfach 100%ig ohne Schmerzen durch die Strecke zu kommen. So sagte ich ihr, dass wenn nach dem 32. Kilometer noch alles gut sein würde, wir durchaus mal ne Sekunde schneller laufen könnten. Davon ab war ich sowieso der Meinung, dass wir locker 10-15 Sekunden pro Kilometer hätten schneller laufen können, sagte aber nix, da sie es selbst entscheiden sollte. Und, das möchte ich nicht vergessen zu erwähnen: Auf die Zeit kam es nicht an! Klar, sie hatte eine Richtschnur, an der sie sich orientierte, aber hier sollte überhaupt kein Druck entstehen… und den gab es auch nicht.

Ruck zuck passierten wir den 30. Kilometer und Alex freute sich, da sie in diesem Augenblick ihren Distanzrekord gebrochen hatte, den sie vor Jahren mal aufgestellt hatte. Länger war sie noch nie unterwegs und wir erreichten diesen Punkt nach 3:16:46 Std.

Sie fühlte sich gut! Ich glaub “gut” reicht gar nicht, sie fühlte sich besser als je zuvor bei einem Wettkampf! Alles lief einfach perfekt!

Langsam bewegten wir uns auf den 35. Kilometer zu und ab da wollte Alex dann noch etwas Gas geben. Sie probierte es einfach aus und wir wurden schneller. Auch nach Erreichen des 40. Kilometers war von Müdigkeit rein äußerlich nichts zu erkennen. Innen sah es vielleicht etwas anders aus und sie sagte mir, dass sie endlich ins Ziel möchte. Durchaus, nach 40 Kilometern darf man das auch sagen. Eine bislang unbekannte Distanz hatte sie zurückgelegt – und das ganz ohne Motzen und Jammern. 🙂

Die letzten zwei Kilometer… die Zuschauer am Rand wurden lauter und so wurden wir zum Ende prima durch Zurufe und Applaus unterstützt. Das sind oft die schönsten Meter, dafür läuft man doch u. a. auch einen Marathon, dass sich das Gefühl der Erschöpfung mit der Freude verbindet, bis man die Ziellinie erreicht!

Da stand er wieder, nur wenige Augenblicke vor dem Ziel: der Hammering Man, den wir am Start schon sahen. Und dann liefen wir in die Festhalle ein!
Der schönste Augenblick stand kurz bevor…

Da ist es, das Ziel! Viel zu schnell war der Weg über den roten Teppich vorüber!
Nach 42,195 Kilometern das erste mal wieder stehen bleiben, was für ein Gefühl. Alex war überglücklich, dass sie es geschafft hatte. Die Freude, die Emotionen, die Erschöpfung, der Erfolg… alles brach über ihr ein und ihr rollten ein paar Tränen.

Nachdem wir uns kurz drauf die Medaille abholten, gönnten wir uns einen großen Becher Erdinger und freuten uns weiter über diesen tollen Lauf!

Der erste Marathon war damit geschafft! Ich denke, besser konnte es nicht laufen. Ohne Probleme, ohne Schmerzen, ohne Hammermann und mit viel Spaß den Marathon zu erleben schafft nicht jeder, was wir oft am Streckenrand beobachten konnten.

Nach dem Duschen sind wir dann noch etwas über die Messe gewandert und haben später auf dem Heimweg den ganzen Lauf immer wieder Revue passieren lassen.

Es hatte alles gepasst. Die Skepsis, dass das Training vielleicht nicht ausreichen würde, war damit vollends ausgeschaltet. Im Training war sie nie über 30 Kilometer unterwegs. Auch was die Ernährung betraf, war alles prima. Mit nur einem Brötchen am Morgen, einer Banane und 7 Gelpackungen mit Wasser lief sie diesen Marathon.

Auf der zweiten Hälfte waren wir 6:01 Minuten schneller als in der ersten. So sollte es sein und das zeigt deutlich, dass wir sehr gut unterwegs waren.

Alex, du hast es geschafft! Dein erster Marathon lief genau so, wie man ihn sich nur wünschen kann. Du hast dafür einiges getan und weißt nun auch, dass du alles richtig gemacht hast. Dieser Lauf gab dir viele Erfahrungspunkte und du weißt nun viele Dinge besser oder siehst das ein oder andere einfach mit anderen Augen. Es hat viel Spaß gemacht, mit dir diesen Lauf zu erleben!
Und: Jetzt bist du ein Marathoni! 🙂

Sportliche Grüße
Alex

Hier noch der Link unseres Foto-Album der Fanseite

Und hier das Video mit 7:34 Min. Spielzeit… viel Spaß!

3 Gedanken zu „36. Mainova Frankfurt Marathon

  1. Hey Alex,
    danke für diesen schönen Bericht, du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht.
    Ich hatte einen überragenden Tag. Meine Gefühle standen Kopf, ich hab gezittert vor Angst, gestrahlt vor Freude, gelitten, gekämpft und geweint vor Glück!!!
    Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast und wie du mich immer unterstützt. Wer hätte 2014 gedacht, dass ich jemals einen Marathon laufen werde
    Es war mir eine Ehre diesen Tag mit dir erleben zu dürfen…. und hey jaaaaa, jetzt bin ich ein Marathoni

  2. Pingback: Freiburger Marathon 2018 | Whiskey Running Team

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