Der Läufer mit der Nummer 7: Es war mein 7. Brockenlauf in Folge und es war ein Abenteuer und auch ein harter Kampf. Sehr deutlich war zu spüren, dass ich diesmal zu schwach für den Berg war.
Jeder Läufer kennt das: man rennt und stellt bei verschiedenen Wettkämpfen seine Rekorde auf. Irgendwann schafft man es nicht mehr, seine Rekorde zu brechen – aus unterschiedlichen Gründen. Beim Brockenlauf 2018 war es mir klar, dass ich mit vielen kurzen (Trainings-) Läufen nicht in der Lage sein würde, schneller als 2017 zu laufen. Bis zum Lauf 2019 wollte ich das besser machen, aber auch dieses Jahr gelang es mir nicht, mich optimal für diesen Lauf vorzubereiten.
Den Brockenlauf kann man nicht auf Bestzeit laufen, wenn man kein entsprechendes Training absolviert. Schlimmer war jedoch, dass ich mit knapp 96 Kilogramm an den Start ging. Und gerade für einen Berglauf ist Gewicht alles andere als günstig. Zwar kann man den Lauf schaffen und zugegeben, 2:33:07 Std. sind auch nicht schlecht, aber wenn man schon eine 2:17 Std. gelaufen ist, dann weiß man, dass man eher schlecht aufgestellt war. Aber das war mir vorher schon klar. Das “Schaffen” war nie das Problem, immer nur das Erreichen der Ziele. Diesmal war mein realistisch denkender Kopf auf “das ist unmöglich” eingestellt. Trotzdem wollte ich wissen, wie schnell ich es zumindest mal auf den Gipfel schaffen würde.
Wer sich den Bericht vom letzten Jahr durchgelesen hat, konnte feststellen, dass ich damals völlig gestresst auf die Strecke ging. Das ist diesmal viel besser gelaufen, denn ich konnte ganz locker noch eine Stunde vor dem Start entspannen und den gut gefüllten Marktplatz in Ilsenburg genießen. Ich mampfte noch eine Banane und trank Wasser, bevor ich mich in die Startaufstellung begab.
Nach dem stimmungsvollen Brockenlied folgte um 9:45 Uhr der Start!
Nach dem kurzen und engen Getümmel auf dem ersten Kilometer war das Laufen wie immer sehr gut machbar und ich konnte meine Pace laufen. Am Tag zuvor schaute ich mir meinen 17er Lauf an, wobei mich nur die Zeit interessierte, wie lange ich für den Gipfel brauchte. Damals waren es 1:20:24 Std. und ich versuchte mal mein Bestes.
Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, habe ich ziemlich gelitten, vor allem auf dem Hirtenstieg. Schon weit vorher meldeten sich aber schon meine Oberschenkel, die mit meiner Pace nicht so ganz einverstanden waren. In Gedanken schob ich alles aufs Gewicht, was sicherlich auch Hauptgrund für diesen Schmerz war. Auf der Strecke erwischte mich Thorsten F., den ich nach einem kurzen Plausch leider fortschicken musste, denn seine Pace konnte ich nicht mitgehen. Zudem war das mit dem Reden für mich auch nicht so einfach, ich hatte dafür irgendwie gar keine Luft.
Jeder, der den Brockenlauf einmal erlebt hat, kennt das vielleicht: das Hinauflaufen ist das eine, das Herunterlaufen das andere. Wer es bergauf zu sehr übertreibt, könnte das später auf den letzten Kilometern bitter bereuen. Auch das hatte ich schon erlebt.
Den kleinen Brocken, also nach etwa 2 Kilometer feinstem Hirtenstieg, erreichte ich nach ziemlich genau 1:20 Std. – wie oben geschrieben, war ich 2017 zur gleichen Zeit schon auf dem Gipfel!
Oh weia, dachte ich mir, ich bin heute aber echt langsam. Der Hirtenstieg zermürbte mir völlig die Beine und nicht nur einmal fragte ich mich, wie ich denn damit bergab laufen wollte und dabei waren es noch immer einen Kilometer bis zum Gipfel. Aber gleich würde es vorbei sein, dieser Schmerz in den Oberschenkeln, diese brachiale Steigung, die sich in den Körper brannte. Ja, die Freude war groß, als ich von den beiden Hexen um den Brockenstein gescheucht wurde! Aber Spaß hatte es trotzdem gemacht…
Endlich den Hebel umlegen für den Bergabmodus. Nun ja, meine Kraft war allerdings ganz schön verbraucht und im Kopf setzte sich der Gedanke fest: “Alex, jetzt kannst du es ganz sicher nicht mehr schaffen!”
Stimmt, um meine Bestzeit zu erreichen, hätte ich nun auf den folgenden 14,1 Kilometern diese “verlorene” Zeit wieder aufholen müssen. Selbst, wenn ich tatsächlich alles gegeben hätte und mich bis zur Erschöpfungsgrenze getrieben hätte, wäre eine Bestzeit nicht möglich gewesen. Eher wäre irgendwo bei Kilometer 21 ein Einbruch gefolgt. Davon war ich überzeugt.
Auf der Teerstraße ging es erstmal mit langsamer Pace 5 weiter, was die Zielzeit immer weiter nach oben setzte. Pace 5 ist zwar nicht unbedingt langsam, aber sonst bin ich hier mit Pace 4 runter gehämmert.
Um eine völlige Zerstörung zu vermeiden bin ich relativ moderat ins Ziel gelaufen, ohne das Gefühl des “Aufgebens” in mir aufflammen zu lassen.
Der Lauf selbst hat mir, wie die vorherigen sechs auch schon, trotzdem sehr viel Spaß gemacht, denn es ist immer wieder etwas schönes an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Zwar habe ich das diesmal nur bergauf voll durchgezogen, aber das hatte mir auch gereicht.
Das Verpflegungspersonal hatte an den Stationen wie immer einen außerordentlich guten Job gemacht! Sie waren mit großem Spaß bei ihrer Tätigkeit. So macht das richtig Freude und auch die Getränke waren reichlich, auch wenn ohne Kohlensäure durchaus nicht verkehrt gewesen wäre. 🙂 Egal, die kleinen Blubberbläschen schüttelt der Berg schon wieder aus dem Körper.
Ein trauriges Bild bot allerdings der Wald, der zu großen Teilen tot am Rand zu betrachten war. Vor allem das Stück bei der verdeckten Ilse ist völlig zerstört und ein graues Panorama ließ Traurigkeit aufkommen. Hoffen wir mal, dass sich die Natur schnell wieder erholt.
Für weitere Informationen dieses außergewöhnlichen Laufes schaut mal bei www.brockenlauf.de vorbei. Ein Dank geht an den Brockenlaufverein und besonders an Martin Dähnn, der mir für die 7. Teilnahme die passende Nummer zuteilte. Dankeschön!
Sportliche Grüße
Alex
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